Geburtsbericht -Marley
Traum-Haus-Wassergeburt: 15.12.2010
Ich berichte euch nun von den wohl schönsten Stunden meines
bisherigen Lebens.
Am 14.12 wache ich um halb drei in der Früh (EGT + 9) auf und mein
KOPF ist so präsent...ständig denke ich an den Maxi Cosi, den wir
noch nicht haben, daran, dass ich heute den Wehencocktail nach dem
Frühstück nehmen soll, dass Karin (meine tolle Hebamme) sonst nur
noch am Donnerstag wenn sie kommt, die Eipolablösung versuchen
kann, und wenn das alles nichts hilft, dann muss ich am Sonntag ins
KH. Und wenn wir ins KH fahren, dann brauchen wir den Maxi Cosi,
und überhaupt, der Kühlschrank ist leer und Stilleinlagen hab ich
sowieso noch viel zu wenige und ich muss RAUS!!
Sobald Markus wach ist, erkläre ich ihm, dass wir heute einkaufen
fahren MÜSSEN und unser Leben hängt davon ab ob wir heute diesen
Maxi Cosi kaufen oder nicht. (Das habe ich natürlich nicht
wortwörtlich gesagt, aber in dieser Intensität habe ich es ihm
verdeutlicht :-) )
Markus war gar nicht begeistert, zumal ich vorher ja noch diesen
ekeligen Cocktail trinken soll, und malt mir schon in den
leuchtendsten Farben aus, dass ich unterwegs in einem Geschäft
unser Baby kriegen könnte.
Ich beschwichtige ihn, und sage ihm auch, dass das SOOOO schnell
auch wieder nicht geht, und ob er sich nicht erinnern kann, dass Karin
gemeint hat, bei einer Erstgebärenden würde es im Schnitt 15h
dauern von Beginn der Wehen bis das Baby da ist. Also haben wir
GENUG Zeit zum einkaufen und überhaupt...
Nach dem Frühstück, ich zögere den Moment immer weiter hinaus, in
dem ich den Cocktail trinken soll, endlich schaffe ich es...
Ein bisschen flau ist mir, und ich bin froh ein Brot gegessen zu haben,
andernfalls hätte ich den ganzen Schmarrn wieder heraufgespuckt.
Wir sind den ganzen Tag unterwegs, kaufen soviele Lebensmittel und
Zeugs ein, dass das gesamte Auto vollbeladen ist und hintenrum
aussieht, wie tiefergelegt.
Als es schon finster ist, gegen halb sechs, kommen wir daheim an.
Zuhause angekommen, geh ich ins Haus hinein, und denke, "Woah,
da stinkts aber ganz schön nach Sch...." Ich denke sofort an unseren
jüngeren aber größten Hund (Ausmaße eines kleinen Ponys), der
manchmal nicht halten kann wenns länger dauert. Renne im Haus
herum,in alle Räume, Licht an, schnüffle, suche... finde keinen
Haufen. Da denk ich mir, okay, das waren dann seine Blähungen, eh
klar dass so stinkt, war ja auch keiner von uns beiden daheim, um zu
lüften.
Ich hol dann also so ein paar Sachen schon aus dem Auto und sag
zum Markus, der gerade vom Auto in den Rollstuhl steigt: "Der
Santosh des Fadl hat das ganze Haus vollgefurzt, des stinkt wie
Sch...."
Dann fährt Markus hinter mir ins Haus, kaum dass wir drin sind
schreit er "RAUS aus dem HAUS!!RAUS!!!"
Ich denk mir noch, was plärrt der denn so herum, und er zieht mich
raus und brüllt auch noch ich soll vom Haus weg bleiben...ich dachte
der spinnt jetzt.
Ich frag ihn, was bitte denn los ist, und er, "das ist GAS!!"
Ja da hab ich noch immer gedacht er spinnt, aber er hatte recht, die
Arbeiter hatten im Zubau zum Trocknen des Rigips eine Heizkanone
laufen lassen, und das Ding hat sich dann irgendwie abgeschaltet und
das Gas ist weiter ausgetreten!
Ich sagte zu Markus, dass ich da halt dann reingehe und das abdrehe,
aber da ist er fast ausgeflippt (da wusste ich immer noch nicht
warum :-) )
Er ruft dann die Feuerwehr an, und ich glaubte wirklich, der übertreibt
total. Aber als dann 3 (!!!) riesige Feuerwehr LKWs vor unserem Haus
standen, und die Feuerwehrleute rausstürmten und
uns nacher erklärten, was ich für ein Glück hatte, weil ich ja im Haus
das Licht eingeschaltet hab, da hab ich realisiert wie ernst die Lage
war....
Jaa, und dann als die Aufregung vorbei war hab ich mal erst die
Wehen, die ich schon den ganzen Tag leicht hatte stärker
wahrgenommen, da ich nicht mehr abgelenkt war.
Als gegen 23 Uhr die Wehen noch immer da waren hab ich Karin
angerufen, die meinte, wenn in einer Stunde die Wehen noch immer
da sind, soll ich nochmal anrufen und sie kommt.
Um 00:00 Status derselbe, also macht sich Karin auf den Weg, gegen
1:00 war sie da, untersucht mich, lobt mich, dass ich allein schon so
viel geschafft habe (Muttermund 5cm offen). Markus ruft unsere zwei
besten Freunde Manu und Peter an, die machen sich von Übelbach auf
den Weg zu uns nach Vasoldsberg, gegen 2:00 treffen sie ein, da bin
ich schon in einer sehr intensiven Phase und nehme kaum noch etwas
wahr.
Ich mache Geräusche, die ich jetzt nicht mehr nachmachen könnte.
Ich bin ein Tiger und fauche, ich röhre wie ein Hirsch, schnaube wie
ein Pferd, schreie so intensiv, dass ich mir denke, meine Lunge
zerreisst es.
Karin ist die ganze Zeit total unauffällig aber angenehm schützend bei
mir. Wenn ich sie brauche, ist sie da, ansonsten spüre ich sie nicht,
nur, dass ich mich so wohlfühle zuhause in MEINER Umgebung zu
sein.
Wir bemerken, wie sollte es auch anders sein, dass wir kein heißes
Wasser mehr haben, also werden die Herren der Schöpfung eingeteilt
zum Wasseraufkochen am Herd.
Bis cirka halb fünf sind sie damit auch beschäftigt und irgendwann
sehe ich das warme Wasser im Geburtspool nur mehr als Ausweg,
aber Karin muss mich vorher nochmal untersuchen,
um zu sehen wie weit wir schon sind, ich bin ihr dann fast böse
deswegen, weil ich die Wehen in Rückenlage nicht einmal kurz
aushalten mag. (Denke ich, denn ich halte es aus!)
Als sie dann ihr okay gibt (Muttermund 8cm offen) mache ich fast
einen Köpfler ins Wasser, in der Angst, dass noch einmal eine Wehe
kommt ohne das angenehm warme Wasser.
Im Pool dann bin ich endlich "angekommen", ganz im HIER und
JETZT, und nur noch konzentriert auf meine Aufgabe.
Die Ringe, die wir an der Decke für Markus zum Trainieren aufgehängt
haben leisten mir nun wirklich gute Dienste, mit einem
durchgefädelten Handtuch mit Knoten kann ich mich super festhalten,
mit der anderen Hand quetsche ich Manus Hand, die mir immer
wieder kalte Lappen auf Stirn, Gesicht und Nacken legt.
Karin redet mir gut zu, ist leise, sanft, fast wie ein Engerl, misst
immer wieder zwischen den Wehen die Herztöne unsres Babies.
Peter bleibt dezent im Hintergrund, die meiste Zeit in der Küche und
ist mit Wasserkochen beschäftigt, bringt immer wieder heißes Wasser
nach, gibt mir absolut das Gefühl, dass er als eingeladener und
willkommener Gast doch mir meine "Privatsphäre" lässt,und nicht
einfach "zuschaut"- Markus ist rechts vor mir auf den Rand des Pools
gelehnt und gibt mir mit Blickkontakt und Worten immer wieder
beschwörend Motivation. Karin ist vorne links, motiviert mich, schickt
mir Kraft. Alles bestens.
Die zwei Hunde kommen immer wieder nachsehen, wollen mich mit
Bussis beruhigen und trösten...
Alles geht sehr schnell, Karin sagt, das Köpfchen ist schon zu sehen,
und ab da bin ich die Ruhe selbst. Ich atme den Kleinen Millimeter für
Millimeter heraus, und als er auf einmal auf meiner Brust liegt,
eingehüllt in ein rotes warmes Handtuch, kann ich es gar nicht fassen,
dass dieser kleine Mann gerade noch in meinem Bauch war!
Er ist total sauber, unzerknautscht, einfach perfekt!
Er schreit nicht, gibt nur leise glucksende und erstaunte Geräusche
von sich....alle sind überwältigt und begrüßen ihn als neuen
Erdenbürger!
Es war WUNDERSCHÖN, wir sind nun stolze Eltern des kleinen Marley
Lilian, der am 15.12.2010 um 05:01 nach nur 6h Geburtsdauer
ZUHAUSE, wo er entstanden ist, auch geboren wurde!
Wir sind verliebt und DANKBAR, es gibt nichts Schöneres!
Tausende Dankeschöns an Karin, die uns alle die gesamte
Schwangerschaft hindurch freundschaftlich und doch mütterlich,
sensibel und nie drängend oder besserwisserisch, liebevoll und doch
zurückhaltend begleitet, unterstützt, ermutigt und, wenn notwendig
gebremst hat.
Es gab für unseren Sohn keinen besseren Menschen, der ihm helfen
konnte, das Licht der Welt so sanft zu erblicken, als sie!